Folgende Informationen habe ich während einer Führung in der Kirche St. Leonhard in Regensburg sowie aus dem Informationsdokument St. Leonhard in Regensburg - Ehemalige Johanniterordenskirche[1] entnommen. Die Untersuchung der Grabplatten sowie die enthaltenen Bilder stammen von mir selbst.

Eine ausführlichere Beschreibung der ehemaligen Kommende St. Leonhard kann den Ausführungen von Dr. Georg Neckermann in II. Beiträge zur Geschichte der Johanniter− (Malteser−) Ordens−Komturei zu St. Leonhard in Regensburg entnommen werden.

Die Auftraggeber sowie die Beweggründe für den Kirchenbau sind unbekannt. Die Entstehungszeit wird mit zwischen 1130 und 1150 angegeben. Es ist interessant anzumerken, dass sich zur Bauzeit die Kirche ausserhalb der Stadtmauern von Regensburg befand. Dieser Umstand kann zu vielerlei Spekulationen über den Baugrund führen. Zu dieser Zeit können allerdings keine Hospitaliter in St. Leonhard nachgewiesen werden. In den Urkunden ist erstmal 1264 ein Hospitaliter als Zeuge in Regensburg zu finden. In einem Dokument vom 15. Mai 1276 wird ein gewisser Peringer als Komtur der Hospitaliter Kommende St. Leonhard in Regensburg genannt. Auf einer Grabplatte, welche heute noch in der Kirche aufgestellt ist, ist der 4. Komtur von St. Leonhard abgebildet, welcher 1329 starb. Somit ist es durchaus möglich, dass etwa in der mitte des 13. Jahrunderts die Kirche in den Besitz der Hospitaliter überging.

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Natürlich haben im laufe der Jahrunderte viele Veränderungen an der Kirche stattgefunden und so entspricht das heutige Aussehen nicht mehr dem Erscheinungsbild des 12. oder 13. Jahrunderts. Im 14. Jahrhundert wurden die kleinen romanischen Fenster durch große gotische Fenster ersetzt durch welche die Kirche im inneren jetzt wesentlich heller erscheint als es vorher der Fall gewesen sein muß. Der jetzige Turm stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrunderts. Ob vorher schon ein Turm vorhanden war oder nicht lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Im inneren der Kirche tragen vier Rundpfeiler die Kreuzgratgewölbe. Die Wände sowie die Decke sind heute weiß bemalt, was aber nicht immer so gewesen ist, da während Restaurierungsarbeiten im 20. Jahrundert Malereien an der Decke gefunden wurden. Leider wurden diese aufgrund der fehlenden Rekonstruierbarkeit bzw. aus finanziellen Gründen weiß übermalt. Es ist zu erwähnen, dass die Bögen am Deckengewölbe nicht perfekt gleichmäßig rund sind. Dies lässt auf einen eher mittelmäßigen Baumeister oder eine finanzielle Deckelung beim Bau des Gebäudes schliessen.




Die letzte Renovierung der St. Leonhardskirche fand von 2006 bis 2011 statt. Seitdem wird die Kirche wöchentlich für Werktagsmessen und Andachten genutzt.




Sehr interessant sind drei Grabplatten, welche einst in den Seitenwänden der Kirche eingelassen waren und heute am inneren Eingang aufgestellt sind.

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Die erste Grabplatte stammt von Gottfried von Speyer welcher der 4. Komtur der Kommende St. Leonhard war und 1329 verstorben ist, was sich aus der Umschrift der Grabplatte erlesen lässt. Wie zu erkennen ist fehlt der Anfang des Sterbedatums, jedoch wurde 1912 ein Gipsabdruck dieser Grabplatte angefertigt auf welcher die Jahreszahl eindeutig zu lesen ist. Dieser Gipsabdruck befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg unter der Inventarnummer Gd337. Vermutlich wurde während Restaurierungsarbeiten die Grabplatte am oberen rechten Eck beschädigt. Die Abbildung auf der Grabplatte zeigt den Komtur in voller Ordenstracht. Ein achtspitziges Kreuz ist auf der linken Seite seines Mantels zu erkennen.


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Bei der zweiten Grabplatte ist die Identifizierung etwas schwieriger, da die Umschrift nicht mehr gut lesbar ist. Entweder ist diese Grabplatte wesentlich älter als die Erste oder sie war an einem witterungsmäßig schlechteren Platz in der Kirche positioniert. Das Sterbedatum ist, für mich, leider nicht lesbar, da die Beschädigungen am rechten oberen Eck zu groß sind. Auf der unteren Hälfte lässt sich ein Wappenschild und auf der oberen Hälfte die Reste eines schmalen Kreuzes erkennen. Auf dem Wappenschild ist zusätzlich ein kleines Kreuz eingearbeitet, welches sicher nicht zum Wappen gehört sonder eher die Ordenszugehörigkeit des Wappenträgers symbolisieren soll. Eine solche Vorgehensweise ist ebenfalls auf einer Templergrabplatte aus Saint-Jean de Creac'h (Westfrankreich)[2] zu erkennen, auf der ebenfalls ein Kreuz auf dem noch vorheraldischen Wappenschild eingearbeitet worden ist. Dass dieses Kreuz auf dem Wappen einen zurückgekehrten Kreuzfahrer kenntlich machen soll möchte ich ausschließen, da eine solche Art der Symbolik mir bisher nicht bekannt ist. Das Kreuz auf dem Schild unterscheidet sich stark von dem Kreuz auf dem Mantel von Gottfried von Speyer. Betrachtet man allerdings die Grabplatte aus Villers-le-Temple (Belgien), welche einen Templer in Ordenstracht um 1274 darstellt, so erscheint hier eine genauere Übereinstimmung. Entweder ist dies die Grabplatte eines Templers oder derjenige welcher das Kreuz auf dem Wappen angebracht hatte nahm es nicht so genau und wollte nur irgendeinen Bezug zu einem Orden darstellen und hat sehr unprofessionell dieses Kreuz eingearbeitet. Es bleibt also offen ob diese Grabplatte zu einen bestatteten Templer oder Hospitaliter gehört. Das einfache Wappen auf dem Schild ist jedoch typisch für die zweite Hälfte des 13. Jarhunderts bzw. die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Eine genauere Datierung kann leider nicht stattfinden. Jedoch bin ich zuversichtlich, dass das Sterbedatum und vielleicht weitere Teile der Umschrift noch entziffert werden können.




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Die dritte Grabplatte zeigt lediglich einen Kreuzstab und hat große Ähnlichkeit mit der Templer Grabplatte aus Plurien (Westfrankreich)[2]. Möglicherweise waren an dieser Grabplatte seitlich des Kreuzstabes ebenfalls Zeichen eingearbeitet welche durch den Zahn der Zeit verloren gingen. Von vielen Seiten wurde schon spekuliert, ob die Kirche St. Leonhard vor der Zeit als Hospitaliterkommende, also vor ca. 1250/60 im Besitz des Templerordens war[2]. Ab 1167 ist jedenfalls eine nicht geringe Templerpräsenz mit mehreren Kommenden in Bayern und vor allem um Regensburg nachgewiesen[2].






















Es sei noch erwähnt, dass sich in St. Leonhard noch mehrere Grabplatten befinden, welche allerdings aus neuerer Zeit stammen. Da mein Hauptaugenmerk aber auf dem 12. und 13. Jahrundert liegt, werden diese hier nicht weiter erwähnt.



[1] Herausgeber: kath. Pfarramt Herz Jesu, Regensburg
[2] Das Kloster Grab und der Kreuzstein am Schlüpfelberg; Dr. Werner Robl; Berching; 2016






Regensburg; © 2018 Michael Ott (Michael.Ott@rs-regensburg.de)





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